Freitag, 27. Dezember 2013

Wie ich dann doch noch weisse Weihnachten feierte

Keine Ahnung, was mit mir los ist. Erst schreibe ich 2 Monate gar nichts von mir, und jetzt habe ich durchgehend Lust, meinen Blog zu schreiben. Also habe ich gerade eben beschlossen, dass ich euch mal von den vergangenen Feiertagen erzaehle, denn diese waren echt... anders!!
Also am 24.12.2013 war es total merkwuerdig fuer mich. Es war so unglaublich heiss, so dass ich fast die ganze Zeit im Pool war und da habe ich ueberhaupt nicht gemerkt, dass ja eigentlich die Stunden vor dem Heiligabend waren. Natuerlich war es total komisch fuer mich, aber da meine Familie schon Bescheid wusste, dass ich wahrscheinlich Heimweh bekommen wuerde, ging das. Es ist so, dass die Austauschschueler Weihnachten ganz schreckliches Heimweh bekommen, weil das ja das Fest der Familie ist und hier gar keine Weihnachtsstimmung aufkommt. Das hat sich auch bei allen anderen Austauschschuelern, mit denen ich geschrieben habe, bestaetigt, ausser bei mir. Bei mir blieb das naemlich ganz aus. Das kann auch daran liegen, dass staendig dafuer gesorgt wurde, dass ich etwas zu tun hatte. Freunde, die sich schon dachten, dass ich mich komisch fuehlen wuerde, baten mich, zu ihnen zu kommen, Freunde waren bei mir zu Hause und wenn ich einmal einen ruhigen Moment hatte, bat mich meine Familie mit ihnen schwimmen zu gehen oder eine Rundfahrt zu machen. Also kurz und knapp: Es war echt merkwuerdig, aber fuer Heimweh und Traenen hatte ich einfach ueberhaupt keine Zeit!
Die einzigen Traenen flossen vor Freude ueber ein ganz tolles Video, was meine Schwester aus Deutschland als Weihnachtsgeschenk machte. Ich kann es euch leider nicht demonstrieren, weil es zu privat ist, aber ihr koennt euch vorstellen, dass es fuer mich ein so wunderschoenes Geschenk war!
Weil meine Familie so Glueck hatte, hatten wir Heiligabend kein Wasser. Das heisst, keine vernuenftige Dusche, kein vernuenftiges Essen. Aber anstatt sich (wie man es in Deutschland gemacht haette) zu beschweren, nahmen wir das locker, sammelten Wasser und kippten uns dieses ueber die Koepfe. Zum Glueck kam dann so gegen elf Uhr doch noch neues Wasser. Gegen halb zwoelf kam ein Teil der Familie fuer ein Essen. Zu Essen gab es allerdings nichts warmes, weil es dafuer viel zu heiss war. Also assen wir Salat. Zwischen durch gingen wir immer wieder im Pool schwimmen, weil es echt so unglaublich heiss war, dass man es anders nicht aushalten konnte. Um zwoelf Uhr gab es dann Feuerwerk und der Himmel leuchtete in bunten Farben. Man umarmte die ganze Familie und wuenschte sich gegenseitig Frohe Weihnachten. Das war auch der Moment, in dem mir meine Abuela (Oma) sagte, dass sie mich lieb hat. Das war total suess!!!
Als mein kleiner Bruder aufschrie, gingen wir alle ins Haus und da lagen auch schon die Geschenke unter dem Tannenbaum (wenn man es denn Tannenbaum nennen kann..). Und siehe da, es war auch ein Geschenk fuer mich da. Meine Familie sah mich total erschrocken an, als ich das Geschenk langsam auspacken wollte. Sie sagten mir, dass es Unglueck bringen wuerde und dass ich es aufreissen muesse. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich ihnen glaube, dass es ein Teil der Kultur ist oder ob sie nicht einfach schnell meine Reaktion auf das Geschenk sehen wollten. Das Geschenk war echt super, denn ich bekam meinen ersten Mate mit Therma geschenkt! Dann, so gegen 2 Uhr nachts, kamen meine Freunde, damit wir uns zusammen fuer die Disko fertig machen konnten. Jap, ihr habt richtig gelesen. Eine Disko an Weihnachten ist ein MUSS in Uruguay. Um kurz vor drei kamen wir an und spaetestens dann war ich sicher, dass man es nicht Disko nennen koennte. Eher eine MEGAPARTY. Es gab 3 Bands, die spielten, 3 Felder fuer Taenze und es waren geschaetzt 1000 Leute, die ganzen Jugendlichen, aus Dolores gekommen. Suedamerikaner wissen einfach, wie man feiern kann. Bis um 8 Uhr morgens wurde dann getanzt, gelacht und gefeiert. Als meine Schwester und ich dann so gegen halb neun die Party verlassen wollten, weil sich die Tanzflaeche leerte, gab es aufeinmal eine spontane Schaumparty. Das heisst: Alle wieder zurueck auf die Tanzflaeche, egal wie muede man war und weitergefeiert. So bekam ich mit dem Schaum dann doch noch weisse Weihnachten.
Um halb elf Uhr morgens fiel ich dann praktisch tot ins Bett.
Aber nein, am naechsten Tag sollte es noch besser kommen. Ich wurde geweckt, und wir fuhren zum Strand ins Strandhaus und dort schliefen wir uns, meine Schwester und ich, dann am Strand weiter aus. In der Nacht ging ich dann noch mit meinen Freunden aus.
Ja, so verbrachte ich die Feiertage. In Uruguay ist nur der 24. und 25.12 Feiertag, der 26. wird nicht gefeiert!
Nun gut, ich habe immer noch Lust zu schreiben, also beschliesse ich jetzt, euch noch ein bisschen was ueber die Kultur zu erzaehlen.
Also ersteinmal moechte ich euch sagen, dass es nun fuer mich schon normal ist, Unterschiede nicht zu bemerken und einfach hinzunehmen, aus diesem Grund ist es auch so merkwuerdig, euch dann darueber zu berichten.
Erstmal beieindruckt mich immer noch das Teilen, was hier in Uruguay so normal ist, wie in Deutschland der Regen. Wenn man ins Restaurant geht, entscheidet man sich immer gemeinsam fuer ein Getraenk, was man dann gemeinsam trinkt und meistens fue eine Pizza, die in die Mitte gestellt wird, und sich dann jeder etwas davon nimmt. Auch werden staendig Freunde von mir zum Essen zuhause eingeladen, was schon fast zum Alltag gehoert. Denn die Freunde von mir sind immer auch ein bisschen die Freunde der Eltern, weil es total wichtig ist, die Eltern der Freunde zu kennen.
Etwas anderes der Kultur: Man geht hier an den Abenden (und am Samstagmorgen) immer auf die Strasse, um Mate zu trinken. Dann macht man noch eine Vuelta (Rundfahrt) zu Fuss oder mit dem Motorrad. Dies ist vorallem, um Leute zu gucken und gesehen zu werden. Es ist total schwer, dieses Gefuehl zu erklaeren, aber hier, wenn man ueber die Strasse geht, wirst du von Kopf bis Fuss analysiert. Es ist total wichtig, mit wem du unterwegs bist, was du anhast, wie deine Haare sind und ob du die Leute gruesst. Fuer einige von euch hoert sich das vielleicht nun total schlimm an (Viele Gruesse an meine Mama, die jetzt gerade die Stirn runzelt!), aber ich muss sagen, dass ich das nun auch lieben gelernt habe. Man muss einfach selbst auf die Strasse gehen. Die Leute fahren mit dem Auto in der Stadt rum, ohne jedes Ziel, nur um Leute zu sehen und gesehen zu werden, und wenn dies wirklich jeder in der Stadt macht, ist das ein echt cooles Gefuehl, dass ganz Dolores auf der Strasse ist.
Ich bin mir nicht sicher, ob ihr das so nachvollziehen koennt, weil das wirklich schwer zu beschreiben ist!
Da es nun total heiss ist, kann ich nicht mehr weiterschreiben, weil ich mich unbedingt im Pool abkuehlen muss. Moechte euch nicht eifersuechtig machen, aber ich denke an euch, wenn ich mich in der warmen Sonne im kuehlen Pool mit einem Cocktail in der Hand, braeune.
Falls mich nicht wieder so die Lust nach Schreiben vor Silvester (achja, da ist nocheinmal so eine MEGA Party) ueberkommt: Einen guten Rutsch ins neue Jahr!!
Un abrazo (eine Umarmung),
Anni

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