Freitag, 27. Dezember 2013

Wie ich dann doch noch weisse Weihnachten feierte

Keine Ahnung, was mit mir los ist. Erst schreibe ich 2 Monate gar nichts von mir, und jetzt habe ich durchgehend Lust, meinen Blog zu schreiben. Also habe ich gerade eben beschlossen, dass ich euch mal von den vergangenen Feiertagen erzaehle, denn diese waren echt... anders!!
Also am 24.12.2013 war es total merkwuerdig fuer mich. Es war so unglaublich heiss, so dass ich fast die ganze Zeit im Pool war und da habe ich ueberhaupt nicht gemerkt, dass ja eigentlich die Stunden vor dem Heiligabend waren. Natuerlich war es total komisch fuer mich, aber da meine Familie schon Bescheid wusste, dass ich wahrscheinlich Heimweh bekommen wuerde, ging das. Es ist so, dass die Austauschschueler Weihnachten ganz schreckliches Heimweh bekommen, weil das ja das Fest der Familie ist und hier gar keine Weihnachtsstimmung aufkommt. Das hat sich auch bei allen anderen Austauschschuelern, mit denen ich geschrieben habe, bestaetigt, ausser bei mir. Bei mir blieb das naemlich ganz aus. Das kann auch daran liegen, dass staendig dafuer gesorgt wurde, dass ich etwas zu tun hatte. Freunde, die sich schon dachten, dass ich mich komisch fuehlen wuerde, baten mich, zu ihnen zu kommen, Freunde waren bei mir zu Hause und wenn ich einmal einen ruhigen Moment hatte, bat mich meine Familie mit ihnen schwimmen zu gehen oder eine Rundfahrt zu machen. Also kurz und knapp: Es war echt merkwuerdig, aber fuer Heimweh und Traenen hatte ich einfach ueberhaupt keine Zeit!
Die einzigen Traenen flossen vor Freude ueber ein ganz tolles Video, was meine Schwester aus Deutschland als Weihnachtsgeschenk machte. Ich kann es euch leider nicht demonstrieren, weil es zu privat ist, aber ihr koennt euch vorstellen, dass es fuer mich ein so wunderschoenes Geschenk war!
Weil meine Familie so Glueck hatte, hatten wir Heiligabend kein Wasser. Das heisst, keine vernuenftige Dusche, kein vernuenftiges Essen. Aber anstatt sich (wie man es in Deutschland gemacht haette) zu beschweren, nahmen wir das locker, sammelten Wasser und kippten uns dieses ueber die Koepfe. Zum Glueck kam dann so gegen elf Uhr doch noch neues Wasser. Gegen halb zwoelf kam ein Teil der Familie fuer ein Essen. Zu Essen gab es allerdings nichts warmes, weil es dafuer viel zu heiss war. Also assen wir Salat. Zwischen durch gingen wir immer wieder im Pool schwimmen, weil es echt so unglaublich heiss war, dass man es anders nicht aushalten konnte. Um zwoelf Uhr gab es dann Feuerwerk und der Himmel leuchtete in bunten Farben. Man umarmte die ganze Familie und wuenschte sich gegenseitig Frohe Weihnachten. Das war auch der Moment, in dem mir meine Abuela (Oma) sagte, dass sie mich lieb hat. Das war total suess!!!
Als mein kleiner Bruder aufschrie, gingen wir alle ins Haus und da lagen auch schon die Geschenke unter dem Tannenbaum (wenn man es denn Tannenbaum nennen kann..). Und siehe da, es war auch ein Geschenk fuer mich da. Meine Familie sah mich total erschrocken an, als ich das Geschenk langsam auspacken wollte. Sie sagten mir, dass es Unglueck bringen wuerde und dass ich es aufreissen muesse. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich ihnen glaube, dass es ein Teil der Kultur ist oder ob sie nicht einfach schnell meine Reaktion auf das Geschenk sehen wollten. Das Geschenk war echt super, denn ich bekam meinen ersten Mate mit Therma geschenkt! Dann, so gegen 2 Uhr nachts, kamen meine Freunde, damit wir uns zusammen fuer die Disko fertig machen konnten. Jap, ihr habt richtig gelesen. Eine Disko an Weihnachten ist ein MUSS in Uruguay. Um kurz vor drei kamen wir an und spaetestens dann war ich sicher, dass man es nicht Disko nennen koennte. Eher eine MEGAPARTY. Es gab 3 Bands, die spielten, 3 Felder fuer Taenze und es waren geschaetzt 1000 Leute, die ganzen Jugendlichen, aus Dolores gekommen. Suedamerikaner wissen einfach, wie man feiern kann. Bis um 8 Uhr morgens wurde dann getanzt, gelacht und gefeiert. Als meine Schwester und ich dann so gegen halb neun die Party verlassen wollten, weil sich die Tanzflaeche leerte, gab es aufeinmal eine spontane Schaumparty. Das heisst: Alle wieder zurueck auf die Tanzflaeche, egal wie muede man war und weitergefeiert. So bekam ich mit dem Schaum dann doch noch weisse Weihnachten.
Um halb elf Uhr morgens fiel ich dann praktisch tot ins Bett.
Aber nein, am naechsten Tag sollte es noch besser kommen. Ich wurde geweckt, und wir fuhren zum Strand ins Strandhaus und dort schliefen wir uns, meine Schwester und ich, dann am Strand weiter aus. In der Nacht ging ich dann noch mit meinen Freunden aus.
Ja, so verbrachte ich die Feiertage. In Uruguay ist nur der 24. und 25.12 Feiertag, der 26. wird nicht gefeiert!
Nun gut, ich habe immer noch Lust zu schreiben, also beschliesse ich jetzt, euch noch ein bisschen was ueber die Kultur zu erzaehlen.
Also ersteinmal moechte ich euch sagen, dass es nun fuer mich schon normal ist, Unterschiede nicht zu bemerken und einfach hinzunehmen, aus diesem Grund ist es auch so merkwuerdig, euch dann darueber zu berichten.
Erstmal beieindruckt mich immer noch das Teilen, was hier in Uruguay so normal ist, wie in Deutschland der Regen. Wenn man ins Restaurant geht, entscheidet man sich immer gemeinsam fuer ein Getraenk, was man dann gemeinsam trinkt und meistens fue eine Pizza, die in die Mitte gestellt wird, und sich dann jeder etwas davon nimmt. Auch werden staendig Freunde von mir zum Essen zuhause eingeladen, was schon fast zum Alltag gehoert. Denn die Freunde von mir sind immer auch ein bisschen die Freunde der Eltern, weil es total wichtig ist, die Eltern der Freunde zu kennen.
Etwas anderes der Kultur: Man geht hier an den Abenden (und am Samstagmorgen) immer auf die Strasse, um Mate zu trinken. Dann macht man noch eine Vuelta (Rundfahrt) zu Fuss oder mit dem Motorrad. Dies ist vorallem, um Leute zu gucken und gesehen zu werden. Es ist total schwer, dieses Gefuehl zu erklaeren, aber hier, wenn man ueber die Strasse geht, wirst du von Kopf bis Fuss analysiert. Es ist total wichtig, mit wem du unterwegs bist, was du anhast, wie deine Haare sind und ob du die Leute gruesst. Fuer einige von euch hoert sich das vielleicht nun total schlimm an (Viele Gruesse an meine Mama, die jetzt gerade die Stirn runzelt!), aber ich muss sagen, dass ich das nun auch lieben gelernt habe. Man muss einfach selbst auf die Strasse gehen. Die Leute fahren mit dem Auto in der Stadt rum, ohne jedes Ziel, nur um Leute zu sehen und gesehen zu werden, und wenn dies wirklich jeder in der Stadt macht, ist das ein echt cooles Gefuehl, dass ganz Dolores auf der Strasse ist.
Ich bin mir nicht sicher, ob ihr das so nachvollziehen koennt, weil das wirklich schwer zu beschreiben ist!
Da es nun total heiss ist, kann ich nicht mehr weiterschreiben, weil ich mich unbedingt im Pool abkuehlen muss. Moechte euch nicht eifersuechtig machen, aber ich denke an euch, wenn ich mich in der warmen Sonne im kuehlen Pool mit einem Cocktail in der Hand, braeune.
Falls mich nicht wieder so die Lust nach Schreiben vor Silvester (achja, da ist nocheinmal so eine MEGA Party) ueberkommt: Einen guten Rutsch ins neue Jahr!!
Un abrazo (eine Umarmung),
Anni

Montag, 23. Dezember 2013

Wie ich meinen Schweinehund ueberwinde

Ich lebe noch!
Leute, es tut mir Leid, dass ich euch seit Ewigkeiten nicht mehr geschrieben habe. Ich koennte das mit allen moeglichen Ausreden rechtfertigen, aber ich muss zugeben, dass ich einfach nicht meinen inneren Schweinehund ueberzeugen konnte. Nunja, besser spaet als nie!!!
Es ist so viel passiert! Im letzten November beendete ich die Schule, denn nun habe ich ganze 4 Monate Sommerferien. Somit war ich dann auch einige Zeit nicht zuhause. Was ich an der uruguayischen Kultur so liebe ist, dass man so spontan ist. An einem Mittwochabend fragte mich mein Vater: Annika, hast du Lust morgen mit mir und Valentina nach Montevideo zu fahren?
Wir wuerden den Freitag zurueckkehren. Natuerlich sagte ich sofort zu, und ehe ich mich versah, sass ich auch schon am naechsten Tag im Auto in Richtung Montevideo. Wir verbrachten die Nacht im Haus meines Onkels und weil Valentina und ich uns gut mit der Freundin verstanden, wurden wir spontan eingeladen, noch einen Tag laenger zu bleiben. Aber da kennt ihr die Uruguayos nicht, denn als wir am naechsten Morgen fruehstueckten, bekamen wir das Angebot, noch einen Tag laenger zu bleiben. Und so ging das einige Tage, bis wir schliesslich ganze sechs Tage in Montevideo  verbrachten (geplant war ein und einhalber Tag)! Da die Freundin meines Onkels schon seit Geburt in Montevideo lebt, kannte sie alle schoenen Plaetze in MTV (Abkuerzung fuer Montevideo). Mit dem Auto fuhren wir an einem Tag drei Stunden herum und sie zeigte uns die Rambla (Strasse am Meer), verschiedene Plaetze, Strassen, die Altstadt, ... So ziemlich alles, was eine Stadt haben kann. In der Altstadt hatte ich das Gefuehl, ich waere n Spanien, das liegt auch daran, dass die Spanier diese erbaut haben, als sie hier rueberkamen. Spaeter werde ich hier noch Bilder einfuegen, denn das Apartement, in dem wir die Tage verbrachten, war im 15. Stock und man hatte eine Skyline ueber ganz Montevideo. Am Fruehstueckstisch konnte man den Sonnenaufgang beobachen! Nunja, zusammengefasst hatte ich eine wunderschoene Woche in Montevideo, aber ich war wahnsinnig froh, als ich wieder zuhause war und meine Familie wiedersah.
Dann war ich auch nur eine Woche zuhause und schon ging es wieder los in den Urlaub. Diesmal war es eine Reise von meiner Organisation fuer alle Austauschschueler angeboten wurde. Als ich dann um 2 Uhr nachts meinen Koffer packte (mein Bus fuhr um 3 Uhr nachts los! Ich finde fruehzeitiges Packen sehhhhr notwendig!!), war das echt ein merkwuerdiges Gefuehl. Denn 3 Monate davor, tat ich dasselbe in Deutschland. Alle meine Sachen in einen Koffer zu packen machte mir ein echt komisches Gefuehl. Ich weiss nicht, ob ihr euch das vorstellen koennt, aber ich fuehle mich hier so wohl, dass ich noch nichteinmal besonders Lust auf den einwoechigen Trip hatte!!
Um 3 Uhr brachten mich dann schliesslich meine Mutter und meine Schwester zur Busstation. Oder eher gesagt, wollten mich bringen. Denn meine Mutter kennt mich ja schon und fragte mich ueber alle Dinge aus, die ich mitgenommen hatte, damit ich auch ja nichts vergass. Und wie ihr es euch schon vorstellt,hatte ich natuerlich die Haelfte vergessen. Also Koffer auf, Sachen reingestopft, Koffer geschlossen, nochmal die Reisetickets kontrolliert, Koffer wieder auf, weil man doch wieder etwas anderes vergessen hat,... Als ich dann die beiden an der Busstation verabschiedete und in den Bus stieg, stieg das erste Mal Vorfreude auf! Ich kann euch nicht genug von der Reise nach La Paloma, der wunderschoenen Ostkueste von Uruguay, erzaehlen. Aber ich kann euch nur sagen, dass wir jeden Tag Staedte besuchten, so dass wir viel von diesem Bezirk sahen und dann viele, viele Stunden am Strand verbrachten. Da Anfang Dezember noch keine Saison ist, hatten wir den Strand, der ca 200 Meter von unserem Haus enfernt war, fuer uns alleine. Die Wellen waren fantastisch, aber auch echt gefaerlich, was ich dann mit einer kleinen Verletzung zu spueren bekam. Die Zeit verging echt so unglaublich schnell und ehe ich mich versah, sass ich auch schon wieder im Bus auf dem Weg nach Hause. Und ich haette  nicht damit gerechnet, dass ich dieses *Endlich-Wieder-ZuHause-Gefuehl* schon jetzt, nach 3 Monaten hier, zu spueren bekam. Und das bedeutete mir echt viel!
So viel zu meinen Reisen. Ansonsten habe ich eben Ferien. Schlafe jeden Tag aus, esse mit meiner Familie, gehe im hauseigenen Pool baden, treffe mich abends mit Freunden, komme nachts gegen 2 Uhr wieder und der Tag beginnt vom Neuen. Ich kann nun mit Gewissheit sagen, dass ich meinen Platz gefunden habe. Ich plane meinen Alltag allein und habe hier echt super Freunde gefunden, mit denen ich mich jeden Tag treffe. Ansonsten ist hier noch viel Privates passiert, was ich hier in der Oeffentlichkeit aber nicht schreiben werde (wer mit mir in Kontakt ist, weiss Beschieid ;)), so dass ich noch ein bisschen gluecklicher bin. Und ich haette nicht gedacht, dass dies moeglich waere!! Die Zeit vergeht wie im Flug und als meine Schwester mich letztens darauf hinwies, dass ich schon 4 Monate hier waere, konnte ich meinen Ohren nicht trauen.
Ja, noch einmal schlafen, dann ist Weihnachten. Man, das kann ich echt nicht glauben. Mit der Hitze hier (37 Grad in der prallen Sonne) kommt ueberhaupt keine Weihnachtsstimung auf. Da ich aber zum Glueck kein Winterkind bin, vermisse ich kaum den Schnee (ich glaube, der ist sowieso noch nicht in Deutschland vorhanden!). Es ist nur ein echt komisches Gefuehl, wenn ich nach einem Bad im Pool erfrischt ins Haus komme, und dort ein kleiner weisser Platikbaum mit leuchtenden Lichterketten steht, der Weihnachten ankuendigt. Man, das ist echt total ironisch fuer mich! Die Vorweihnachtszeit gibt es hier praktisch nicht, es gibt keinen Adeventskranz, keinen Adventskalender, keine Schokoweihnachtsmaenner, keinen Nikolaus, gar nichts. Umso doller freute ich mich, als ein Paket von meiner Mutter mit einem Adventskalender con Suessigkeiten mich erreichte!! Am Wochenende fahren wir teilweise zum Strand, der ja nur 20 Minuten entfernt ist, und verbringen dort 2 Tage.
Zum Spanisch: Ich glaube, mein neues Selbstbewusstsein habe ich vor allem dem Spanisch zu verdanken. Als ich vor 4 Monaten hier ankam, verstand ich fast gar nichts und heute, verstehe ich wirklich alles. Natuerlich mache ich viele Fehler und muss auch teilweise etwas zweimal wiederholen, aber meine Gedanken sind nun deutsch- spanisch, worueber ich echt gluecklich bin! Als ich letzens mit einer anderen Austauschschuelerin Deutsch reden wollte, ist mir der Satz im Hals stecken geblieben, weil es total ungewohnt ist, Deutsch zu reden. Achja, ist euch auch schon aufgefallen, wie komisch das Wort: *Hund* ist?
Ich weiss nicht, was ich noch erzaehlen kann, ausser, dass ich jetzt weg muss. Mein kleiner Bruder moechte mit mir im Pool toben. Und danach sollte ich mir noch Kleidung und Geschenke fuer Weihnachten kaufen. Es ist der 23. 12.: Ich glaube, das zeigt, dass ich nun wirklich total uruguayisch bin! Ich habe kein einziges Geschenk und da wir morgen, an Heiligabend in die Disko gehen, auch keine Ahnung, was ich anziehen kann!! Ich mache mich dann mal auf dem Weg. Tut mir Leid, dass ich mir fuer diesen Eintrag nicht so viel Muehe gegeben habe. Ich dachte, zumindest koennte ich mal ein kleines Lebenszeichen von mir geben!
Nach Neujahr melde ich mich dann wieder und erzaehle euch, wie ich die Feiertage hier erlebt habe! Ansonsten: Passt auf euch auf! Schoene Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Eine Umarmung ueber den Ozean. Besos, nos vemos! (Kuesse, wie sehen uns!)
Anni
P.S: Fotos kommen noch!!

Dienstag, 15. Oktober 2013

Wie meine Gefuehlslage aussieht, Fiesta de La Primavera, das Neuste, ...

2 Monate ist es heute genau her, dass ich ins Flugzeug gesteigen bin und alles hinter mir gelassen habe.
Ich habe hier Sachen erlebt, die ich niemals zu traeumen gewagt haette und bin in eine voellig neue, fremde Welt eingetaucht, die mich immer wieder auf die Probe stellt. Ich kann sagen, dass das ATJ echt sehr viel intensiver ist, als man es sich vostellen kann. Die kleinsten Dinge ziehen dich runter und du denkst von einem Moment auf den anderen, wie einsam du doch hier bist, obwohl dies ueberhaupt nicht stimmt. Dann bist du aufeinmal wieder unglaublich gluecklich und die Tage fliegen vorbei und du willst die Zeit anhalten.
Ja, so geht es mir gerade. Dieser Post wird zum groessten Teil zu meiner Gefuehlslage sein, weil ich mal versuchen moechte, dass alles in Worte zu packen.
Die letzten Wochen hier waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Das Problem, dass mich nervte war, dass das Freunde finden hier nicht wirklich einfach ist. Ich habe euch ja erzaehlt, dass die Leute hier richtig offen sind, aber wirklich richtige Freundschaften zu knuepfen ist genauso schwierig in DE. Ich hatte zwar Leute, mit denen ich was in den Schulpausen machte, und wenn wir etwas gemeinsam hatten, war ich auch immer mit denen zusammen, aber so richtig Freunde, denen man vertraut und mit denen man sich trifft, hatte ich nicht. Das liegt daran, dass die Uruguayos (zumindest hier in meiner Stadt) alle feste Barras (Freundesgruppen haben) Diese besteht meistens aus mindesten 5 Maedchen und es ist echt wahnsinnig schwer, aufgenommen zu werden. In den Pausen ist man dann auch nciht ausnahmsweise mit anderen zusammen, sondern man ist wirklich immer zusamen. Das kann ganz schoen nerven und ich brauchte natuerlich erstmal Zeit um das zu verstehen.
Ich habe mit anderen ATS darueber gesprochen und die erzaehlten mir, dass es ihnen nicht anders ging. Zu Wissen, dass ich nicht die Einzige war, baute mich dann wieder ein bisschen auf.
Dann kam ein riesiges Fest hier, dem ich meine jetztigen Freunde zu verdanken habe. Dadurch, dass mich eine Freundesgruppe gefragt hatte, ob ich mit ihnen in einer Karawane gehen moechte, in der man sich verkleidete, waren wir sozusagen gezwungen uns zu treffen und gemeinsam die Kostueme zu schneidern. Und von da an nahm alles seinen Lauf. Ich ging immer oefter nach der Schule mit ins Haus einer Freundin um zu quatschen und Mate zu trinken, wurde zu einem Maedelsabend eingeladen und das Highlight war dann, dass ich letztes WE die ganzen Tage zum Uebernachten bei einer Freundin eingeladen war (natuerlich nahm ich die Einladung an). Man kann also sagen, dass ich nun kurz davor bin, in eine Barra zu kommen, aber es fehlt noch ein bisschen Zeit, glaube ich. Ich denke, es ist hier nunmal ein Teil der Kultur, denn wenn ich bei Freunden bin, werde ich staendig gefragt, ob alles ok ist, ob ich was trinken will oder was essen will, ob ich aufs Klo muss oder muede bin, ob ich gelangweilt bin usw. Das ist alles supersuess, aber jetzt, nach 2 Monaten fuehle ich mich ein wenig abhaengig und nicht frei. Das hat sich nun allerdings auch gebessert!
Ich hoffe, ihr koennt so einigermassen nachvollziehen, wie ich mich fuehle bzw gefuehlt habe, und koennt nun nachvollziehen, dass meine Tage sich unglaublich unterscheiden. An einem Tag bin ich uebergluecklich und an dem anderen todtraurig, also wundert euch nicht, wenn ihr mal ne schlechte Nachricht von mir bekommt, oder eben eine total glueckliche!
Soviel zu meiner Gefuehlslage! Was ist noch Neues passiert?
Mir ist aufgefallen, dass hier sehr viele Leute schon in meinem Alter ein Tatoo haben und ich muss sagen, dass ich im Moment auch ueber eines nachdenke. Ich habe mich schon erkundigt und festgestellt, dass ich nur die Erlaubnis von meinen Gasteltern hier brauche, also mal sehen, wie es sich ergibt.
DAS Fest in Dolores war dieses WE. Das Fest, wofuer wir schon seit ueber 6 Wochen geuebt hatten und ich war total nervoes! Am Freitag ueberhaeuften sich die letzten Tanzproben und alle waren total gestresst, die Kostueme fertig zu stellen. Eines der ersten Dinge, die ich mir von den Latinos abgeguckt habe, ist, dass ich alles auf den letzten Druecker erledige. Deshalb wurde mein Kostuem, was ich selbst schneidern musste, auch erst ungelogen 30 Minuten bevor ich gehen musste, fertig. Am Freitagabend verkleiden sich alle. Das heisst, eine Barra entscheidet sich fuer ein Motto und alle Maedels verkleiden sich so. Da ich von einer Barra eingeladen wurde, verkleidete ich mich als Mickie Mouse. Davor wollten wir uns eigentlich alle zusammen fertig machen. Um neun Uhr sollte die Karavane starten, deshalb wollten wir uns gegen 7 Uhr treffen. Davor sagten mir meine Freunde noch extra, dass es sehr wichtig sei, dass ich um 7 Uhr fertig bin. Jap, alles klar, das Ding ist aber, dass ich in Uruguay bin. Also wurde ich um Punkt halb neun abgeholt. Wie wir uns dann zusammen fertig machten, koennt ihr eucht dann vorstellen. 8 Maedchen total im Stress, mit nur 3 Spiegeln zum schminken und jeder Menge Flueche, wie la puta madre. Das fand ich aber ganz schoen lustig, haha!
Die Karavane war dann total toll! Es gab mehrere Waegen mit lauter Musik, einige Barras hatten sich extra Autos designt. Man kann es so ungefaehr mit dem ersten Mai in Deutschland vergleichen, nur 10 Mal groesser! Wir spazierten tanzend und singen durch die Stadt und wie ich spaeter erfuhr, war ich sogar im TV zu sehen! An der Rambla fand dann die wirkliche Party statt und dort war die Stimmung einfach der Hammer!
Am naechsten Tag (Samstag) zog ich dann bei der Freundin ein. Sie heisst Giuliana. Mit noch einer anderen Freundin waren wir erst auf der Strasse, einfach um zu reden. Am Abend fuhr ich mit der Familie auf den Platz und dort wurde wieder gefeiert. An der Rambla war dann die krasseste Party, die ich jemals gesehen hatte. Die Leute kletterten auf Mauern und sprangen auf Autos um zu tanzen! Das war ein cooler Abend!
In der Nacht machte ich dann noch mit der Familie von Giuliana mit dem Auto Rundfahrten, denn hier ist es sehr wichtig, dass man neue Freundinnen den Eltern vorstellt, damit diese sie kennenlernen koennen, um zu wissen, mit wem die Tochter Zeit verbringt. Abends um 4 Uhr kamen wir dann an und ich bin todmuede ins Bett gefallen! Am Sonntag mussten wir um 6 Uhr aufstehen um uns fuer die Parade fertig zu machen. Alle waren total nervoes! Als die Parade dann um 10 Uhr losging, fingen wir an zu tanzen und ich bin froh, dass ich da nochnicht wusste, wie lange die Parade dauern wuerde. Ueberall am Strassenrand standen Leute und auch das Fernsehen war wieder da! Ganze 3 Stunden ging die Parade und da kann man sich vorstellen, wie doll meine Fuesse weh taten! Da ich die ganze Zeit nur gelaufen und getanzt hatte! Am Abend gegen zehn Uhr war dann die zweite Parade, wo wir nocheinmal ueber 2 Stunden tanzen mussten. Ich hatte keine Zeit fuer eine Verschnaufpause, weil mich die Leute trotz Maske und Peruecke erkannten und meinem Namen riefen, so dass ich durchgehend tanzen musste! Wer sich mal ein Bild von der Parade machen will, guckt einfach bei Youtube unter Fiesta de La Primavera Dolores, dann erscheinen mehrere Videos von der Parade des letzten Jahres.
Am Montagabend fand dann die Abschlussparade statt, wo nochmal alle Schueler eine Karavane machten und tanzten, wie am Freitag. Dass am naechsten Tag Schule war, interessierte keinen, da niemand in die Schule ging!
Ich habe uebrigens nun Laufstegerfahrung haha! Ich wurde gefragt, ob ich auf einem Catwalk tanzen moechte und modeln war dann auch noch angesagt! Das war echt richtig merkwuerdig, aber hat mir Spass gemacht! Leider verpasste ich dadurch einen Termin beim Fernsehen. Ok, das hoert sich jetzt total nach einem Superstar an, aber es ist wahr, haha! Nunja, aber dafuer habe ich dann einen anderen Termin beim Radio bekommen und auch das war echt lustig!
Eine Leserin hat mich gefragt, ob ich mehr zu den Fragen erzaehlen kann, die mir hier gefragt werden. Also ich wurde hier oefters gefragt, ob mein Vater gross ist, oder meine Mutter lange Haare hat. Keine Ahnung, was die hier ueber Deutschland denken, haha!
Unsere Katze hat am 6.Oktober geworfen und hat 3 kleine Babykaetzchen bekommen. Es war der Geburtstag meines Vaters und weil der sich Detlef Mueller nennt, heissen nun die Kaetzchen Det, Lef und Mueller. Am naechsten Tag waren es dann 4 Kaetzchen und das andere ist nun nach meiner Stadt benannt, die ich hier in der Oeffentlichkeit aber nicht nennen werde. Ich habe echt ne verrueckte Familie, oder?
Mein Papa ruft mich nun zum Essen, also ich muss Schluss machen!
BESOS!!!!
Anni

P.S.: Das mit dem Tattoo war nur ein Scherz, um meine Mutter zu aergern. Viele Gruesse an meine jetzt total geschockte Mami, haha!!!



Sonntag, 22. September 2013

Wie die Tage ihren Lauf nahmen

Nun sind schon wieder ueber 2 Wochen seit dem letzten Post vergangen und ich dachte, es wird mal wieder Zeit fuer einen neuen Eintrag.
Es fuehlt sich an, als waere ich erst seit 2 Wochen hier und doch ist soviel Neues geschehen.
An einem Wochenende sind wir spontan nach Salto zu den Thermas gefahren. Die zwei Tage war ich praktisch die ganze Zeit im Wasser und habe es genossen. Ich habe durch meine Eltern gemerkt, dass die Uruguayos total stolz auf die Thermas sind. Soweit meine Spanischkenntnisse reichen, habe ich verstanden, dass das Wasser tief aus der Erde kommt und deshalb auch so warm ist. Die Temperatur war mir persoenlich etwas zu hoch, aber es tat gut, mal wieder ein paar Schwimmzuege zu ziehen, denn das habe ich echt vermisst.
Am letzten Tag habe ich noch ein bisschen was von Salto gesehen und die Stadt ist sehr schoen. Abends waren wir noch essen. Leider hatte ich an diesem Wochenende das erste Mal so richtig Heimweh, was mir total leid tat, weil sich meine Eltern so viel Muehe gegeben hatten.
Ich glaube, dass es auch ein bisschen am Kulturschock lag. Ich vermisste meine Stadt, mein Haus, die langen Abende mit meinen Freunden draussen, einfach mal reden und genau sagen zu koennen, was man fuehlt, in die Stadt fahren und genau das kaufen, was man will, die Fototage mit meiner Schwester, richtiges Trinkwasser, mal was zu sagen, ohne, dass es die ganze Stadt danach weiss, einen grossen Supermarkt, mich mit meiner Familie zu streiten, die wuetende Stimme meiner Mutter, die mir sagt, dass ich mal wieder mein Zimmer aufraeumen muss, Wiener Schnitzel, die Pausen in der Schule mit meinen Freunden und auch, wenn ich es niemals gedacht haette, meine Lehrer und dass ich wusste, mit wem man reden konnte und wie der Unterricht ablaufen wuerde.
Ein paar von euch werden nun vielleicht denken, dass es mir hier nicht so gut geht, aber das ist ueberhaupt nicht der Fall. Bevor ich entschied, das ATJ zu machen, wusste ich, dass es Tiefpunkte geben wird, allerdings muss es die auch geben um danach noch gluecklicher zu sein. Die Tiefpunkte sind auch meistens die Phasen, an denen man waechst. Es ist nicht immer einfach hier, aber nach jedem Tief kommt auch ein Hoch (wie es uns immer auf der VBT gesagt wurde). Soviel zu dieser Phase hier, die zu einem ATJ dazu gehoert. Aber alles in allem: Es war nur eine Phase, nun bin ich wieder gluecklich und das Heimweh ist verflogen.
Was ist noch Neues passiert? Die letzen Wochenenden war ich, wie ich zugeben muss, eigentlich nur feiern und in der Disko. Die Tage habe ich geschlafen, weil der fehlende Schlaf in der Nacht ja nachgeholt werden musste. Achja, ich war uebrigens auch auf einem fuenfzehnten Geburtstag eingeladen. Das wird hier super gross gefeiert, allerdings nur bei den Maedchen. Ich weiss nicht, wie man es beschreiben soll, aber es ist so ziemlich eine Hochzeit, Konfirmation, Taufe und alle Geburtstage zusammen. Alle Leute waren herausgeputzt und hatten die schoensten Kleider und Anzuege an (sogar kleine Jungen trugen eine Krawatte). Als ich reinkam, war es echt der Hammer. Es waren ueber 200 Leute da und es gab Kameras, die alles filmten, ueber 30 Diener (und das ist nicht uebertrieben!), die mit Tabletts rumrannten und fuer schmackhaftes Essen sorgten, einen DJ, eine Bar, eine Garderobe, eine Band, ueberall Kissen und Trinkbecher mit der Namensaufschrift des Geburtstagskindes (Romina). Dieses war uebrigens ganz traditionell in ein wunderschoenes weisses Brautkleid gekleidet. Fast eine Stunde wurden Fotos geschossen, es gab Taenze, in denen Romina immer wieder anderen Menschen uebergeben wurde und es gab mehrere richtig professionelle Filme und eine Diashow ueber sie. Das Highlight war, dass in dem Film kurz das Lied Easy vom deutschen Saenger Cro angespielt wurde! Es war alles so unglaublich riesig und ich wollte meinen Augen nicht glauben, als ich sah, dass ueber der Tanzflaeche noch eine Etage mit noch mehr Leuten existierte. Nunja, irgendwann ging die Party dann richtig los und dazu muss ich ja nicht mehr zu sagen, da ihr wisst, wie die Latinos feiern koennen. Ich hatte praktisch keine Chance, mich hinzusetzen, weil ich immer wieder zum tanzen aufgefordert wurde. Als ich dann dochmal eine Gelegenheit fand und mich ausruhte, rief der DJ durch das Mikrofon meinen Namen und forderte mich zum tanzen auf, weil er wissen wollte, wie die Deutschen tanzen. Das war mir wirklich super peinlich, denn natuerlich musste ich dann auch tanzen und mir sahen 100 Leute zu. Den Rest des Abends war es mir dann nicht mehr moeglich, mich zu setzen, weil der DJ so ziemlich alle Bewegungen kommentierte, die ich machte. Ein richtig krasses Gefuehl war es dann, als ich aus dem Gebaeude ging und ploetzlich alle meinen Namen riefen und ich ganz schnell ins Auto steigen musste. Um halb zehn morgens kam ich dann nach Hause und habe fast den ganzen Tag geschlafen.
Am Morgen (ok, eher Mittag, es war so gegen vier Uhr) kam aus meinem Zimmer und setzte mich an den Kuechentisch und mein Vater zaehlte die Namen der Jungen auf, mit denen ich am Abend getanzt hatte. Er wusste genau, wie lange, wo, wann und mit wem ich geredet hatte und nicht nur er wusste das. Das hat mich echt geschockt, aber ich habe das Gefuehl, das ist hier einfach so.
Ich liebe hier einfach die Freundlichkeit der Menschen. Jedes Mal, wenn ich neue Leute kennenlerne, werden mir tausende Komplimente zugeworfen. Ich werde mit nem wahnsinnig grossen Ego wieder nach DE kommen, glaube ich.
Letzdens habe ich die Mutter einen neuen Freundin kennengelernt und diese meinte, dass ich wunderschoen sei. Mein Vater kommentierte das laessig mit den Worten: Natuerlich, ist ja auch meine Tochter!
Was ist noch passiert? Ich habe mit Tanzen angefangen, was echt richtig viel Spass macht, aber auch super schwer ist. Die Maedels dort machen nur Mist und Witze zwischen den Taenzen! Die Tanzlehrerin knutschte mich erstmal ab, bevor ich ueberhaupt tanzen konnte. Es ist total lustig, da ich mich beim tanzen im Spiegel sehen kann. Und wenn man sich beim tanzen im Vergleich zu den Latinas sieht, muss man einfach lachen. Um es einfach und umgangssprachlich zu sagen: Es sieht total scheisse aus, haha. Aber mir gefaellt es und nun habe ich viermal in der Woche tanzen und noch dazu mache ich bei einer Choreografie fuer ein Fruehlingsfest mit, so dass ich dafuer noch sechsmal die Woche Training habe. Volles Programm also.
Apropos Fruehling: Es ist September und Fruehlingsanfang. Ein paar Tage war es schon ueber 30 Grad und es fuelt sich so an wie 45 Grad. Ich habe keine Ahnung, wie ich den Sommer ueberstehen soll!!
Vorgestern wollte meine Mutter, dass ich was deutsches koche. Gesagt, getan. Dachte ich zumindest. Da, wie die meisten von euch wissen, ich jetzt nicht so der Kochprofi bin, habe ich es total verhauen. Zu meiner Verteidung muss ich aber auch sagen, dass es ein schweres Rezept war: Pfannkuchen, haha. Schon nach dem Mixen sah der Teig richtig eklig aus und als ich dann versuchte, sie zu braten, vergass ich, dass die Hitze zu stark war. Nach dem Kochen stank die Kueche nach Gas, weil ich mit dem Herd nicht klar kam, die meisten Pfannkuchen waren schwarz und die, die nicht schwarz waren, schmeckten nicht ganz so toll, um es freundlich auszudruecken. Noch dazu vergass ich Apfelmus zu kaufen und so assen wir sie zum Schluss mit Dulce de Leche ( wenn man ganz viel drauf tat, konnte man sogar nicht mehr die ekligen Pfannkuchen schmecken, haha). Nunja, der Ruf der deutschen Kueche ist nun in meiner Familie versaut, glaube ich, haha! Aber die machte sich ueber mich lustig und es wurden Fotos von der (haesslichen) Teigbruehe geschossen. Soviel zu meinen (nichtvorhandenen) Kochkuensten.
Die letzten Wochen hatte ich praktisch keine Schule, weil die meisten Schueler keine Lust hatten und an einem Tag sagten mir meine Eltern, dass wenn es am naechsten Tag Regen gaebe, ich nicht zur Schule muesste. Ich muss aber sagen, dass ich die Schule liebe, weil ich da immer mit allen netten Leuten zusammen bin und bis jetzt eigentlich immer gehe, ausser zu Chemie, was wirklich unendlich langweilig ist.
Ich habe das Gefuehl, dass ich zur Zeit unheimlich viel ueber die Kultur lerne. Wenn man irgendwo hin faehrt, wird nicht der schnellste Weg gefahren: Zurerst geht es vorbei an den schoensten Plaetzen der Stadt, an der Kueste und das ist wirklich schoen, wenn die Musik laut aufgedreht ist, man Mate in der Hand hat und der Wind durch das Fenster weht. Und das wird eigentlich jeden Tag gemacht. Noch etwas Besonderes hier ist: Man teilt alles. Ich finde, meine Schwester sollte mal herkommen, da koennte sie nochmal was lernen, ne Carina? Haha!! Wenn jemand etwas zu trinken kauft, wird die Flasche wie selbstverstaendlich einmal allen Freunden gegeben und jeder trinkt ein bisschen. Wenn man Tee macht, fuellt man diesen in einen grossen Trug mit einem "Matestrohhalm" anstatt in mehrere Tassen und reicht ihn allen. Wenn man Suessigkeiten kauft, kann man ausgehen, dass 2/3 davon an die Freunde geht. Das macht echt etwas aus, denn so ist es viel freundlicher und schoener, wenn man wirklich alles teilt.
Ausserdem bin ich immer noch begeistert von dem Tagesrhuthmus. Ich stehe um 13 Uhr auf (ausser am Mo, Mi und Freitag, weil ich Spanischunterricht habe), esse warmes Fruehstuck, nach der Schule esse ich Merienda (das typische zweite Fruehstueck - Fruehstueck, um 18 Uhr) und das letzte Mal am Tag esse ich so gegen halb zwoelf warm und gehe gegen halb zwei schlafen.
Da ich im Moment ziemlich viel ueber die Kultur lerne, trete ich auch so ziemlich in alle Fettnaepfchen, die es gibt. Da dauert es einfach ein bisschen bis die Leute mich verstehen und umgekehrt genauso. Aber danach wird gelacht und gerufen: Ahhhh, la alemana (die Deutsche)! Das hoere ich hier uebrigens auch oefter.
Der Trouble um mich hat immer noch nicht nachgelassen. Am einem Tag stand ploetzlich ne Gruppe Jugendlicher um 3 Uhr nachts vor dem Fenster meiner Eltern und hat ans Fenster geklopft und meinen Namen gebruellt. Meine Eltern fanden das total lustig, ich eher weniger, da ich hier immer total muede bin.
Mit dem Trouble kommen nun aber auch noch wahnsinnige Geruechte ueber mich. Es ist eben eine Kleinstadt. Meine Schwester erzaehlt mir immer wieder spannende neue Dinge ueber mich, die ich selbst noch nicht wusste: Ich bin total ungluecklich hier, habe nur Streit mit meiner Schwester, werde bald ausziehen und in die Familie meiner Freundin wechseln oder zurueck nach DE gehen. Wenn ich etwas Merkwuerdiges sage, weiss es die ganze Stadt und daran muss ich mich nun wirklich noch gewoehnen, aber das wird schon noch!
Eine fleissige Leserin hat mich gefragt, was mein rollendes R macht: Nichts. So ziemlich alle Leute versuchen es mir beizubringen und es ist DIE Sensation, weil hier alle Leute das R rollen koennen. Meine Freunde finden es besonders lustig, wenn ich einen Zungenbrecher mit dem R sage. Keine Ahnung, wie oft ich das schon sagen musste, denn jedes Mal, wenn ich neue Leute kennenlerne und meine Freunde dabei sind, muessen sie mein R praesentieren. Wenn sie mich aergern wollen, rollen sie ein paar Sekunden das R, weil sie mein Gesicht so lustig finden, wenn ich es versuche. Naja, alles in allem: Nein, ich kann es (noch) nicht rollen und es verreckt jedes Mal.
Nunja, ich denke, ich mache fuer heute Schluss. Mein Bruder  ist gerade aufgewacht und fragt mich, ob es in Deutschland auch Hunde gibt und ich weiss, dass das heute nicht seine erste Frage sein wird. Ich werde mich nun seinen (witzigen Fragen) widmen. Gestern hat er mich gefragt, ob es Dinosaurier in DE gibt!!
Besos y un abrazo (Kuesse und eine Umarmung)
Anni





Mit den Freunden meiner Schwester vor dem 15.Geburtstag: Laura, ich, Lucila & Ines

Guckt mal, was ich hier im Supermarkt gefunden habe! 





Keine Ahnung, was mein Vater da macht (er meinte, er tanzt elegant)


meine Mutter

Papa und Alejo


Fragt mich nicht, was ich da gerade veranstalte :D



Der Sonnenuntergang ist hier der Hammer! Es sieht in der Realitaet so aus, als wuerde der Himmel gluehen!


meine Schule

der Platz vor meiner Schule (Plaza Constucion)

Das Haus, das mein Vater sich gekauft hat. Habe noch nicht ganz verstanden, warum, aber er ist felsenfest ueberzeugt, dass er damit viel einnimmt! :D

ohne Worte - meine Mutter

Plaza Constucion

mein Vater wollte, dass ich das fotografiere, hab nicht verstanden warum :D

Freitag, 6. September 2013

Wie langsam der Alltag einkehrt

Fast 3 Wochen soll ich jetzt schon hier sein? Niemals!! Die sind so unglaublich schnell vergangen und ich kann gar nicht sagen, was ich die ganze Zeit gemacht habe.
Ich bitte euch wirklich, mir Fragen zu stellen. Ich habe bis jetzt nur eine einzige Frage bekommen und das Schreiben faellt mir wesentlich leichter, wenn ich weiss, was euch interessiert. 
Na gut, ich hatte das Glueck, nach dem Festival krank zu werden und so blieb ich dann 2 Tage zu Haus. Ich aergerte mich tierisch darueber, weil ich unbedingt die Leute wiedersehen wollte, aber als ich den Tee hier zum ersten Mal probierte, beschloss ich oefter mal krank zu werden. Noch dazu kamen staendig Leute rein, die nach meinem Wohlbefinden fragten und mich kuessten. Ich muss schon sagen, dass es eigentlich ganz gut tat, einfach mal im Bett zu liegen und zu schlafen, denn das habe ich hier in letzter Zeit wirklich wenig tun koennen. Kaum war ich einen Tag nicht in der Schule, schaute auch mal meine Betreuerin von YFU vorbei und redete mit mir. Nach zahlreichen fetten Umarmungen verabschiedete sie sich und am naechsten Tag fuhren Papá, Vale und ich zum Arzt, da sie wirklich sicher gehen wollte, dass es nichts Schlimmes ist. (Ich hatte nur ne Erkaeltung). Ich hatte noch nie einen so witzigen Arztbesuch. Im Arztzimmer schaute sich Papá erst mal genauer um und probierte alle moeglichen Geraete selbst aus. Ausserdem musste ich mir die laengsten Spritzen angucken, denn mein Gesicht dabei fand er besonders lustig. Achja, ein Foto von mir in der Kabine auf der Liege, existiert natuerlich auch. 
Noch immer bin ich ueberwaeltigt von der Freundlichkeit der Uruguayos. Als ich mich letztens auf einen Stuhl neben meinem Papá setzen wollte, wurde der erstmal zu ihm gezogen und ein Arm darum gelegt, bevor ich mich ueberhaupt setzen konnte. Noch dazu war ich mit meiner Mamá im Supermarkt. Ich traf dort eine Frau (meine Má kannte sie irgendwie aus Argentinien), die Englisch sprechen konnte und ehe ich mich versah, hatte ich auch schon ihre Nummer im Handy eingespeichert und eine Einladung zum Teetrinken noch dabei. 
Der Trouble um mich hat uebrigens noch nicht aufgehoert, was ich nicht gedacht haette. Spaetestens als ich vor der Schule die Treppen uebersehen habe, kennen nun wirklich alle Leute meinen Namen.
In den Unterricht kommen immer wieder Jungen, die sich vor mich stellen und versuchen etwas auf Englisch zu sagen. Meistens kommt aber nur ein YES raus, weil sie nichts anderes koennen, haha! Heute bin ich ueber den Plaza gegangen und eine Menschenmenge fragte nach meinem Namen, mir wird hinterhergerufen und gepfiffen. Wenn ich mich hinsetze, sind die Plaetze neben mir in weniger als 10 Sekunden besetzt und ausserdem ist ein Junge DER King, wenn er sich traut, kurz den Arm um mich zu legen. 
Ich nehme das aber alles mit Humor, und alle anderen auch, von daher komme ich damit klar, auch, wenn ich mich erstmal daran gewoehnen musste. 
Mit dem Spanisch laeuft es im Moment extrem gut. Ich verstehe jetzt wirklich viel, nur mich stoert, dass ich eben noch nicht ausreichend antworten kann. Schwer ist uebrigens auch, dass ich nun teilweise der Klasse im Englischunterricht einen Text auf Spanisch uebersetzen muss. Da ist man echt verwirrt. 
Letztes Wochenende war schoenes Wetter, also sind wir zum Strandhaus in El Balneario gefahren. Das war wirklich wunderschoen, denn es ist direkt an der Kueste vom Rio Uruguay und der ist fast wie das Meer. Ich freue mich schon auf dem Sommer, wenn wir uns am Strand sonnen koennen. Apropos sonnen: Schon an diesem Wochenende kaufte mein Pá extra fuer mich Sonnencreme mit LSF 50, weil er so Angst hat, dass ich einen Sonnenbrand bekomme, haha. Zur Info: Es war Fruehlingswetter und keine pralle Sonne!
Vale und Alejo waren im Wasser, was mir aber wirklich viiiiiiel zu kalt war!
Am Sonntag war ich vormittags mit Alejo auf einem Spielplatz und dort waren 5 Huepfburgen aufgebaut (das ist hier sonntags wohl immer so). Der Sonntag hier ist sowieso ganz anders als bei uns in DE. Am Abend gingen wir zur Kueste und dort sassen wirklich ALLE Jugendliche aus Dolores. Das war wirklich cool, denn mit Musik, Mate und Freunden laesst es sich hier wirlich gut aushalten ;)
Bei Unterschieden ist mir nur noch aufgefallen, dass Schlafzimmer wirklich NUR zum Schlafen da ist. Das heisst, dass man sich sonst nur im Wohnzimmer aufhaelt. Ausserdem schminken sich die Maedchen hier nicht, was mir doch sehr entgegen kommt. In der Schule habe ich noch kein einziges geschminktes Maedchen gesehen und in meiner Zeit hier habe ich mich nur einmal geschminkt und das war auf einer Party.
Zu meiner Gefuehlslage: Sie ist wirklich schwer zu beschreiben. Manche Tage sind wirklich bombastisch, aber dafuer gibt es auch Tage, wo ich meine Familie und Freunde vermisse. Gestern zB war der erste Schultag in DE und da habe ich besonders viel an sie gedacht. Heimweh wuerde ich das nicht nennen, ich habe eher Sehnsucht. Aber das ist nur an manchen Tagen der Fall, denkt also nciht, dass ich das Leben hier nicht liebe. Ich bin uebrigens am Ueberlegen, ob ich Facebook deaktiviere, weil mir auffaellt, dass ich doch ziemlich viel mit meinen Freunden aus DE schreibe. Falls ihr mich also nicht mehr findet, wisst ihr Bescheid! 
Was hier noch passiert ist: Irgendwie haben in Montevideo viele Schulen gestreikt und deshalb hat die Regierung die Fruehlingsferienwoche gestrichen, da soviel Unterricht ausgefallen ist. Das wiederrum gibt den Uruguayos wieder einen Grund zum Aufregen und deshalb wurde hier in Dolores zum ersten Mal demonstriert, was sich als echt lustig heraus stellte. Alle Schueler gingen einfach nicht zur Schule, stattdessen sassen wir auf dem Platz vor der Schule und redeten. Plakate wurden auch improvisiert und als Jungen mit Trommeln um die Ecke kamen, wurde gejubelt. Mit Trommeln, Gesang, Getanze, Silversterboellern und einer Farbbombe wurde also den ganzen Tag demonstriert.
Meine Schwester ist das perfekte Beispiel fuer eine Lateinamerikanerin: Gestern hatte die Grossmutter Geburtstag und um das Geschenk wurde es sich total fruehzeitig gekuemmert  (5 Minuten davor rannten wir noch schnell zu einem Laden, wo man Fotos ausdrucken konnte). 
Ich soll uebrigens einen normalen Schultag hier beschreiben, also tue ich das einfach mal:
Also um 13:25 gehe ich mit einer Freundin die drei Bloecke zur Schule und 5 Minuten spaeter beginnt auch schon der Unterricht. Zwischen den einzelnen Stunden gibt es immer 5 oder 10 Minutenpausen (das habe ich noch nicht wirklich durchschaut) und dann geht man auf den Plaza Constitución und dort gibt es viele Baenke. Wenn nicht grad was ausfaellt, geht das Ganze bis ca 18 Uhr, aber ich hatte hier noch keinen einzigen Tag mehr als 6 Stunden, weil immer verschiedene Lehrer nicht gekommen sind. In den Unterrichtsstunden verhalten sich die Schueler ziemlich anders. Es stoert nicht, wenn man einfach so aufsteht und was anderes macht. Die Schueler melden sich nicht. Der Lehrer stellt meistens Fragen, auf die man nur mit Ja oder Nein antworten kann, und das tuen alle dann im Chor. Ausserdem wird hier richtig oft diktiert und wir muessen dann mitschreiben. Wie ich schon beschrieben habe, sind hier private Gespraeche mitten im Unterricht ganz normal ( vorgestern kam die Direktorin auf mich zu und hat mich einfach gefragt, ob mir die Jungen hier gefallen, haha). Das Lernniveau ist hier wirklich ziemlich niedrig, wie ich zugeben muss. Ich lerne nicht sooo viel und Hausaufgaben gibt es auch kaum. Mir ist aufgefallen, dass man hier keine Hefte hat, sondern nur einen Collegeblock. Der ist allerdings nicht mit dem deutschen Collegeblock zu vergleichen, weil er extrem ordentlich gefuehrt wird. Man schreibt mit dem Bleistift, was ungewohnt ist.
So, das war jetzt so ziemlich das Meiste, was ich euch erzaehlen kann. So langsam kehrt hier der Alltag ein und ich gewoehne mich immer mehr an das Leben hier.
Ich melde mich dann wieder! Besos


Montag, 26. August 2013

Wie die ersten Tage zu den besten meines Lebens wurden

Oh mein Gott, wie soll ich anfangen? Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich es mir nicht besser haette vorstellen koennen. Ich bin so endlos gluecklich, dass ich es kaum in Worte fassen kann.
Ich fange jetzt einfach von vorne an:
Der Abschied war natuerlich nicht so schoen, aber das war ja vorhersehbar. Das Beste war aber, dass ich beim Start meine Familie und eine Freundin sehen konnte, weil sie auf der Terassse standen. Das war richtig cool! Es war gut, die anderen ATS wiederzusehen, da sie in dem Moment die Situation des Abschiedes und die Gefuehle nachvollziehen konnten.
Nach 26 Stunden (nicht wie gedacht nur 23!!) kam ich dann in Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay an.  Wir wurden mit Plakaten empfangen und gefilmt:  Wie ich spaeter erfuhr, waren wir im Fernsehen und im Radio.
Danach wurden wir mit dem Bus in ein Hotel etwas ausserhalb von der Stadt gebracht, deshalb hatten wir etwas Zeit uns Montevideo anzuschauen. Schon im Bus erkannte man, dass man eindeutig auf einem anderen Kontinent war. Es sieht einfach total anders aus, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass es die zweitschoenste Stadt ist (nach Dolores, haha). Die ATS hatten also 2 Tage um zu landen und um sich auf die Familie vorzubereiten. Das war echt gut, da wir nochmal alle wichtigen Dinge wiederholten. Aber alle ersehnten schon den Sonntag, an dem wir das erste Mal unsere Familie sehen wuerden.
Schon in Montevideo konnte man Unterschiede feststellen. Da gab es zum Beispiel eine Situation: Unsere Gruppe hatte vergessen, dass wir in 5 Minuten eine typische Szene vorspielen mussten. Also wurde erstmal rumgeschrien, diskutiert und gestritten, bis wir einfach in 2 Minuten ein 5 minuetiges Theaterstueck auf die Beine gestellt hatten (wofuer wir viel Applaus ernteten).
In Montevideo fiel mir auf, dass ich Unmengen von Sachen in DE vergessen hatte: Mein Lieblingskleid, meinen Pulli, genuegend Socken, mein Musikinstrument, meine Socken und vorallem ein Aufladekabel fuer mein Handy..
Nach eine 5 stuendigen Reise kam ich dann ENDLICH in Dolores an. Mein Bus hielt und ich dachte nicht, dass ich dort wirklich richtig war, denn vor dem Bus stand eine Menschenmenge, die jubelte und Fotos machte. Das war echt verrueckt!!! Mit Kuessen, Umarmungen und noch viiiiiiiel mehr Kuessen wurde ich begruesst und kam zum ersten Mal in mein neues Haus. Dort wurde ich wiederum von 5 Freunden empfangen, die genauso nervoes waren wie ich. Sie waren echt superlieb und haben versucht, mit mir auf Spanisch zu reden. Vale hatte den Raum extra mit Luftballons geschmueckt und am Fenster prangte ein fetter Schriftzug: Bienvenida en la familia Annika (Willkommen in der Familie Annika!).Sofort in der ersten Stunde wurde ich ueber alle Themen ausgefragt, was total lustig war. (Mama, die Email von Papa war uebrigens ein Scherz, also der letzte Satz, dass du Regeln fuer mich aufstellen kannst!!!)
Schon in der ersten Minuten fuehlte ich mich richtig wohl. Es wurden Fotos von mir auf Facebook gepostet und Vale hat extra fuer mich eine Torte mit dem Schriftzug Anni gebacken!!!
Um 2 Uhr (seeeehr frueh hier) fiel ich dann muede ins Bett.
Am Montag war mein erster Schultag, der eigentlich nicht geplant war. Denn eigentlich waren Vale und ich nur shoppen um fuer mich die noetigsten Dinge zu shoppen. Wir kamen zufaellig am Liceo vorbei, wo sich ca 100 Leute nach mir umdrehten und da fragte mich Vale, ob ich nicht kurz reingehen wollte, was ich natuerlich bejahte. Schon auf dem Plaza (dem wunderschoenen Platz mit Palmen vor der Schule) wurde ich von 40 Leuten umzingelt, die mir Hallo sagen wollten. Als ich dann reinging, war es noch krasser: Denn als ich den Innenhof ueberquerte (oder ueberqueren wollte) konnten mich aus dem Fenster alle Klassen sehen und da fing ein wahnsinniges Geschrei an. Alle riefen den Namen meiner Schwester, die mich in eine Klasse zog. Dort stand ich ca eine Stunde und ich wurde ueber ALLES ausgefragt (unteranderem ob ich gerne ausgehe, ob ich einen Freund habe und ob es mir hier gefaellt). Danach ging ich in die naechste Klasse und dasselbe Spiel von vorn. Als es zur Pause klingelte, mussten Vale und ich rennen, aber es war zu spaet, deshalb musste ich ins Schulleiterbuero, wo ich von allen wichtigen Personen mit Kuessen begruesst wurde. Als ich im Kreis mit den wichtigen Personen im Flur stand, wurde ich von ueber 200 (!) Leuten umzingelt, die meinen Namen sagten. Das war echt krass! Am naechsten Tag war der Trouble noch staerker und ich wurde ueberall beaeugt. Mit dem Satz: Ich bin beruehmt! untertreibt man noch. Auf Facebook erhielt ich ueber 204 Freundschaftsanfragen (jetzt sind es knapp 300 und ich bin eine Woche hier!!!) und auf der Strasse werde ich ueberall angesprochen, muss winken und viele fragen mich, ob sie Fotos mit mir machen koennen. Das hoert sich alles total krass an (ist es uebrigens auch) aber mir geht es gut, weil ich weiss, dass ich spaetestens in einem Monat ganz normal behandlt werde.
Das Haus, in dem ich wohne ist sehr klein, aber ich mag es echt, weil man so automatisch viel mehr Zeit mit der Familia verbringt. Die Strassen hier sind wunderschoen (denn rundherum sind Palmen!!!!), aber in Deutschland wuerde man sie als "heruntergekommen" bezeichnen. Das macht mir nichts aus, weil ich ja kein Auto fahre, ich muss nur etwas mehr aufpassen, wenn ich laufe, aber dazu spaeter mehr.
Zur Sprache: In den allerersten Tagen habe ich echt wenig verstanden, weil die Leute hier in Uruguay echt einen Dialekt haben und ich aergerte mich wirklich, dass ich in DE nicht noch mehr gelernt hatte. Papá lobt mich aber immer und sagt, dass man deutlich merkt, dass ich besser werde. Das merke ich uebrigens auch, denn jetzt gibt es Phasen, wo ich teilweise alles verstehe, aber LEIDER nicht antworten kann. Ich spreche mit Papá und Mamá nur auf Spanisch, weil sie kein Englisch koennen. Jeden Abend uebe ich Vokabeln mit ihnen und das hilft. Ich kann hier sowieso nur auf Spanisch reden, ausser mit Valle. Aber auch da haben wir eine Deadline (ab dem vierten September) vereinbart, nach der Englisch nicht mehr erlaubt ist, weil ich moeglichst schnell Spanisch lernen moechte. Diese Woche habe ich dreimal pro Woche Spanisch, was echt viel bringt. Ansonsten habe ich eine echt gute Motivation, weil alle klatschen, wenn ich etwas auf Spanisch vorlese und einmal ueber 80 Leute haha!
Nun zu den Leuten hier. Die Jungen sind seeehr viel temperamentvoller und offener als in DE. Wenn ich ueber die Strasse gehe, drehen sich alle um, gruessen mich und einmal stand ein fremder Junge ploetzlich vor mir, der einen High- Five von mir wollte. Ansonsten rufen die Jungen noch im Chor: I like your smile oder I love you zu mir. Ja, ich denke das ist Beweis genug, dass die Leute hier viiiiiel offener sind. Es liegt auch zum Teil daran, dass ich einfach blond bin. Wer hier nicht komplett schwarze Haare hat, ist blond, also bin ich wie ein Alien. Es gibt hier zwar auch Blonde, aber die haben dann nur dunkle Haare mit karamellfarbenen Straehnen durchzogen, was ich nicht so gut beschreiben kann. Allein schon die Tatsache, dass heute aufeinmal fasr 20 Jungen um mich standen, als ich auf der Bank sass, bestaetigt, dass die Jungen hier echt anders sind, haha!
Es ist eine Kleinstadt, was man deutlich merkt, wenn ich durch die Strasse gehe, immer wieder Leute kommen, die man begruesst und dann noch mit ihnen redet ( das ist uebrigens ein grosses Problem wenn man in Eile ist, da man immer aufgehalten wird). Wenn man jemanden kennt, wird gehupt, gelacht und gewunken. Ausserdem wird hier viel gelabert, wenn ihr versteht, was ich meine. Ich habe nur einmal versucht zu sagen, dass der Mathelehrer cool ist, schon wurde ich darauf angesprochen, dass ich doch in ihn verliebt sei (natuerlich nur aus Spass).
Durch die Schule habe ich sehr schnell Anschluss gefunden und an einem Tag bin ich mit vier Maedchen einfach nur durch die Stadt gelaufen, haben geredet (soviel ich zumindest kann) und an der Kueste Mate getrunken. Ausserdem haben wir noch Klamotten fuer Parties geshoppt.
Nun zu meiner Familie, die die absolute Kroenung meines Austausches ist.
Ich wurde hier so unglaublich herzlich aufgenommen. Als ich ankam, wurden direkt Fotos von Alejo, Vale und mir gemacht und neue Hintergrundbilder von mir auf dem Handy erstellt. Meine Eltern hier stellen mich immer mit: Das ist unsere Tochter vor und meine Schwester mit: Das ist meine Schwester aus DE. Der Koerperkontakt ist hier in der Familie staerker als in DE, so dass man immer daran erinnert wird, dass man gemocht wird. Schon am dritten Tag hat Alejo ein Bild von der Familie gemalt, auf dem ich auch schon war und es kommentierte es mit den Worten: Mi Familia. Das alles laesst mich daran erinnern, dass ich nun wirklich ein weiteres Familienmitglied bin, und kein Gast. Nun zu den einzelnen Personen: Ich habe eine sehr enge Bindung zu meinen Geschwistern hier. In den ersten 3 Tagen war es schwer mit Alejo zu kommunizieren, weil er eben erst 4 ist, aber nun verstehen wir uns auch ohne Worte. Er will immer auf meinen Schoss und mit mir toben zB dass ich ihn in die Luft werfe. Und wer mich wirklich kennt, weiss ja, dass ich kleine Kinder so suess finde und dass ich nichts lieber tue, als mit ihnen zu spielen. Durch Alejo lerne ich auch die Sprache, weil er einfachere Woerter benutzt als Erwachsene.
Vale ist einfach toll. Ich verbringe sehr viel Zeit mit ihr und wir reden unglaublich lange, weil wir uns eben ein Zimmer teilen. Sie ist total lustig und wir sind auf einer Wellenlaenge! Mehr muss ich denke ich dazu nicht sagen, weil sie einfach super ist!
Mit meinen Eltern verstehe ich mich auch richtig gut. Es ist schwer, mit ihnen ueber tiefgruendige Dinge zu reden, weil soweit meine Kenntnisse eben nicht reichen, aber wir reden jeden Abend und ueben Vokabeln. Es hilft, dass mein Papá eine sehr tiefe Stimme hat, da es leichter faellt ihn zu verstehen. Man kann naemlich viel deutlicher die Pausen zwischen den einzelnen Woertern erkennen. Bei ihm erkennt man deutlich das suedamerikanische Feuer, denn er macht teilweise die Musik an und faengt an zu tanzen und zu singen und will dass jeder mitmacht. Alejo und er springen dann in der Wohnung rum und in diesen Moment merkt man doch einen deutlichen Unterschied von hier und DE, aber dazu spaeter mehr. Als mein Vater Pancakes gemacht hat, hat er mir beigebracht, wie man den Pancakes hochwirft und wieder auffaengt (davon hat er natuerlich sofort Videos und Fotos gemacht, die jetzt alle seine Freunde kennen -.- )
Mit Mamá rede ich oft ueber typische Maedchensachen, sie ist auch richtig toll und lustig!!
Ansonsten trifft man hier echt Unmengen von Leuten. Ich werde selbst von den Arbeitskolleginnen meiner Mamá abgeknutscht und ausgefragt und es ist echt lustig hier. Mein Papá hat eine eigene Band (er spielt Klavier) und sie ueben hier, so dass man fast immer Musik im Hintergrund hat. Die anderen Bandmitglieder haben ebenfalls teilweise kleine Kinder, mit denen ich dann spiele.
 Ich werde hier jeden Tag Unmengen von Leuten vorgestellt, die mich mit: que divinos (uebersetzt: wie wunderschoen) begruessen.
Der grossen Familie wurde ich auch schon vorgestellt und ich mag sie wirklich, auch wenn ich noch nicht so viel mit ihnen reden kann. Sie sind ebenfalls herzlich, wie alle hier.
Nun ein bisschen zur Schule. Diese beginnt erst um 13:30, was mir als Langschlaefer sehr entgegen kommt, und endet gegen 6 Uhr.
Die Schule hier wird insgesamt eindeutig nicht so ernst genommen. Allein in der ersten Woche hier hatte ich teilweise ueber 5 Zeitstunden frei, weil der Lehrer nicht zur Schule kam. Apropos Lehrer: Sie sind hier eher wie Freunde. Man spricht sie mit den Vornamen an und wenn man sie zufaellig auf der Strasse trifft, dann werden sie ebenfalls auf die Wange gekuesst. Mein Lehrer hat an meinem ersten Tag ein gebrochenes Herz an die Tafel gemalt, weil er meinte (wie ich spaeter erfuhr), dass ich Jungenherzen brechen werde. Durch meine Mamá erfuhr ich dann am Abend, dass selbst er wusste, dass die Jungen mich moegen (oh mein Gott, er ist mein Lehrer?! Und er weiss davon!) Das hat er auch meiner Schwester, die auf dem Schulhof stand, durch das Fenster zugeschrien. Sie kam daraufhin die Trepper hochgerannt und hat zurueckgeschrien, dass ich ihr gehoere, haha. Sonst kommen staendig Leute in die Klasse, die sich mir vorstellen wollen und "Die Deutsche" sehen wollen.
Die Schuluniform gefaellt mir, weil man sich doch mehr dazugehoerig fuehlt, als ich dachte (auch wenn die Sommeruniform, also der Rock fuer die Maedchen extrem kurz ist haha).
Die Lehrer fuehren hier mittem im Unterricht private Gespraeche mit den Schuelern und es werden viele Witze gemacht. Mein kleines Woerterbuch kommt hier super an und alle Lehrer lieben durch irgendeinen Grund das Wort Esel und sagen es jetzt immer zu den Schuelern. Ihr muesst wissen, dass es echt richtig lustig, wenn sie hier deutsche Worte sagen (ich hoffe nicht, dass sie dasselbe ueber mich im Spanischen denken, haha). Alle Woerter, die ich nicht verstehe, werden sofort gesucht und die Leute lieben es, mir die Woerte auf deutsch vorzulesen (ich auch haha). Ich wusste nicht, dass man sich solange ueber das Wort Streichholzschachtel lustig machen kann. In den 5 Minuten Pausen geht man immer raus auf den Plaza und ruht sich auf Baenken aus und trinkt Mate und isst (ich werde fett wiederkommen).
So nun zum Essen hier. Oh Gott, ich werde so unendlich fett wiederkommen. Das Essen ist hier exellent und es koennte direkt aus dem Restaurant kommen. Ich habe hier die aller leckerste Orange gegessen und die Zitronen hier sind so lecker, dass ich teilweise reinbeisse.
Nun zum typisch lateinamerikanischen Feiern hier: Es ist echt geil, wenn man das so ausdruecken kann.
Schon bereits 5 Stunden vor Beginn machten Valle und ich uns fertig und gingen erst zu einem Geburtstag. Dann um halb zwei fuhren wir zur richtigen Party, die der totale Knueller war. Erst war es noch "leer", aber innerhalb von einer halben Stunde war das ganze Zelt voll und auf einen Quadratmeter waren ca 4 Leute. MAn spuehrte schon das Feuer und als das richtige Lied kam, ging es richtig los. Die Suedamerikaner koennen sogar noch besser tanzen als man in DE denkt. Oh mein Gott, ich fuehle mich echt minderwertig, weil ich es nicht kann, haha. Hier wird man uebrigens von Jungen zum Tanz aufgefordert und tanzt total anders! Als dann eine beruehmte Band kam, stieg die Personenzahl pro Quadratmeter auf gefuehlte 17 Personen und man konnte sich kaum noch bewegen.
Um halb sechs (was hier extrem frueh ist) kam ich geschafft nach Hause und ich habe meine Fuesse nicht mehr gespuehrt. Hier tragen alle Maedchen Tacos und allein Absatz reicht nicht, weil man auch Plateau braucht. Ich habe also fuer ca 8 Stunden die hoechsten Schuhe der Welt getragen, ich denke, dass das viel ueber meine Schmerzen im Fuss aussagt. Naja, wer mich kennt, kann sich vorstellen, dass ich mich mehr als einmal langgemacht habe, was aber wirklich nur an der schlimmen Strasse lag! Die Feier war wirklich cool. Fuer die Maedchen unter euch: An diesem Abend hat man entweder extrem lange Kleider oder extrem kurze getragen, ein Mittelmass gibt es hier nicht.
Zum Wetter: Es ist hier echt anders. Der Winter hier ist natuerlich waermer. Es ist echt unterschiedlich. An manchen Tagen, traegt man nur T-Shirts, weil es so warm ist, aber an manchen Tagen auch 5 (ungelogen) Klamottenschichten. Man traegt hier lieber 3 Pullis als eine dicke Winterjacke, weil die einfach nicht angesagt ist. Die Kaelte hier ist anders. Der Wind ist wirklich richtig kalt, aber die Sonne ist warm. Wenn man also in einem windgeschuetzen Teil steht, ist es relativ warm.
Noch ein paar Unterschiede, die mir aufgefallen sind:
-Wenn einem etwas nicht gefaellt, wird kurz rumgeschrien und dann ist alles wieder gut (Ja, Mama, ich weiss, dass das zu mir passt :D ).
-Die Klobrillen sind aufblasbar und wenn man sich darauf setzt, gibt sie nach (ist echt lustig!)
-Man benutzt hier Parfum fuer die Kleidung, weil das Waschzeug nicht parfumiert ist
-Es wird hier fast jeden Tag gewaschen
-Fast jede Familie (wir auch 2) hat eine Hausfrau, die das Putzen und Waschen usw erledigt
-Der Tagesrhythmus ist anders: Man steht um ein Uhr auf und geht um 2 Uhr schlafen
-Und das Beste: Das Bett ist beheizbar, so dass es immer warm ist!!!

So, ich denke, der Eintrag ist jetzt wirklich lang genug! Ich will noch sagen, dass ich weiss, dass viele Fehler im Text sind, aber ich habe echt keine Zeit und Lust, diese zu berichtigen, aber keine Angst, ich verlerne Deutsch schon nicht! Umlaute und das scharfe S gibt es hier nicht, also nicht wundern! Die Fotos kommen uebrigens spaeter!
Dann habe ich noch eine Bitte an euch. Es faellt mir schwer und es nimmt viel Zeit in Anspruch, wenn ich ueber so viele Themen schreibe, deshalb bitte ich euch, mir gezielte Fragen zu stellen, die ihr mir via FB, Mail oder einfach in den Kommentaren hinterlasst. Ihr koennt auch einfach ein Thema ansprechen, ueber das ich dann berichten werde. Ansonsten freue ich mich ueber Nachrichten und vorallem Briefe werden am ehesten beantwortet, also fragt einfach mich oder Mama nach meiner Adresse.
Seid bitte nicht sauer, wenn ich euch nicht sofort antworte. Ich erlebe hier so viel, dass es einfach Zeit braucht, es in Worte zu fassen. Das heisst aber nicht, dass ich mich nicht darueber freue!!!
Ansonsten will ich noch sagen: Ich bin uebergluecklich hier und es geht mir richtig gut!!! Ich denke jeden Tag, dass der Tag nicht NOCH schoener werden kann und dass eine Steigerung nicht moeglich ist, aber in Suedamerika ist nichts unmoeglich!
Ich melde mich dann die naechsten Wochen nochmal!!! Lateinamerikanische Besos (Kuesse) aus Uruguay!!





Montevideo aus dem Flugzeug
Flughafen















Der Schlafsaal, in dem ueber 40 Maedchen geschlafen haben



Vokabeln lernen mit Papá

Meine Strasse

Meine wunderschoene Schwester!

Papá beim Fussballspielen

Mein kleiner Bruder

Das Haus

Leckeres Asado

Mate!!

Dienstag, 13. August 2013

Wie die letzten Wochen nur so vorbeirauschten

Nun wird es auch mal Zeit den Post zur Gastfamilie zu erstellen.
Meine Gastfamilie besteht aus meinem Vater Alejandro (Ingenieur), meiner Mutter Bettina (Prof für Psychologie, soweit ich das Spanische richtig verstanden habe!), meiner Schwester Valentina (15 Jahre alt) und meinem Bruder Alejo (4 Jahre alt). Als ich Ende Mai von ihnen erfuhr, schrieb ich meiner Gastfamilie noch in der selben Stunde und gleich darauf hörte ich fast jeden Tag von ihnen. Das hört sich vielleicht total gut an, aber ich muss auch zugeben, dass es auf die Dauer echt anstrengend wurde, denn ich fühlte mich schlecht, wenn ich nicht rechtzeitig antwortete.
Meine Gastfamilie wohnt in Dolores, einem 20.000 Einwohner Dorf im Westen von Uruguay. Es liegt an der Grenze zu Argentinien und somit recht nah am Rio de La Plata.
Als Lieblingsaktivitäten waren angegeben: Zum Strand gehen und im Restaurant essen, worüber ich mich natürlich riesig freute!
Meine Gastschwester ist unglaublich lustig und ich werde mit ihr ein Zimmer teilen. Wie ich vor ein paar Tagen erfuhr, teile ich mir mit ihr sogar ein Doppelbett. Schlimm finde ich das übrigens nicht, weil mich das viele fragten. Ich finde es eher lustig, da ich so etwas noch nie für ein Jahr gemacht habe.
Gestern habe ich zum ersten Mal mit meiner Familie geskypt und es war richtig schön. Meine Eltern sind nun beruhigt, weil sie total zufrieden sind. Meine Gastfamilie hat die ganze Zeit nebenbei Mate getrunken. Alejo hat im ganzen Zimmer Parfum rumgesprüht und Valentina hat ihn mit der Kamera verfolgt, was total lustig war. Das Beste war aber die Mutter, die nach dem Auflegen (wie ich von Valentina erfuhr) sagte: Oh, wir lieben Annika jetzt schon obwohl wir sie noch nie richtig gesehen haben. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie sehr wir sie lieben werden, wenn sie hier mit uns lebt. Sie wird wie eine Tochter für mich sein!
Also insgesamt kann man sagen, dass ich richtig glücklich bin, bei ihnen ein Jahr zu verbringen.

Nun noch einmal etwas über die letzten Tage hier:
Am 21.Juli habe ich meinen ersten Blogeintrag geschrieben und da dachte ich, dass es ja noch ewig dauert. Generell habe ich sowieso gedacht, dass sich die Ferien noch lange hinziehen. Aber ich habe mich geirrt. Es kommt mir so vor, als hätte ich den Blogeintrag erst vor einer Woche geschrieben, was allerdings schon wieder fast 3 Wochen her ist. Die Ferien waren wirklich richtig schön. Es ist etwas anderes, wenn man weiß, dass man die ganzen Leuten für eine längere Zeit nicht mehr sehen wird, also bin ich jeden Tag unterwegs und unternehme etwas. Ich habe nun richtig das Gefühl, dass ich die Ferien wirklich genutzt habe. Die Tage rauschten nur so an mir vorbei und jedes Mal, wenn ich abends mit meinen Freunden zusammen saß, war ich erschrocken, dass schon wieder ein Tag vorbei war. Nun sind es noch zwei Tage bis ich fliege und ich kann mit Gewissheit sagen, dass die letzten Wochen die schönsten meines Lebens waren.
Natürlich habe ich auch ein totales Gefühlschaos. Die letzten Tage waren echt gegensätzlich: An einem Tag war ich so glücklich, dass ich mit meiner Familie geskypt habe und am selben Abend musste ich vier gute Freunde verabschieden. Sowieso musste ich diese Ferien fast jeden Tag mehrere Leute verabschieden. Die Omas besuchen, andere Verwandte besuchen, usw; das macht mir erst mal klar, dass ich für längere Zeit nicht da sein werde.
"Bist du denn schon nervös?" Vor zwei Wochen hätte ich die Frage mit einem kurzem "Nö" beantwortet, aber jetzt lautet die Antwort: "Ja, sehr!"
"Hast du schon die Sachen gepackt?" Diese Frage muss ich verneinen (ich packe meinen Koffer im Moment eher verbal!). Meine Mutter ist sehr nervös, weil ich noch nicht einmal angefangen habe, aber wer mich gut kennt, wird vielleicht wissen, dass ich so etwas grundsätzlich immer auf den letzten Drücker erledige.
Ich denke, dass die letzten beiden Tage hier ebenfalls so ablaufen werden: Sachen in den Koffer werfen, die letzten Kosmetika besorgen, die Gastschwester fragen, ob man noch bestimmte Dinge mitnehmen soll, Gastgeschenke einpacken, nochmal in die Stadt, weil ich (so wie ich eben bin) noch etwas vergessen habe, den Koffer umpacken (weil er einfach viel zu schwer ist), mein Zimmer aufräumen usw.
Jetzt mache ich mich auf ans Kofferpacken. Ich denke der nächste Post kommt dann aus Südamerika (oder noch kurz vor der Abreise). Wow, das hört sich echt unrealistisch an.
Noch zwei Tage bis zum Flug!!