Sonntag, 21. Juli 2013

Wie der Wunsch entstand: Länderwahl, Finanzierung und weiteres

"WAS?! Was willst du denn da?" Das war echt keine seltene Frage in den letzten Wochen und Monaten. Aber was soll ich darauf antworten? Ich grüble jedesmal aufs Neue los, was ich sagen soll. Bauchgefühl! Wie soll man seinen sehnlichsten Wunsch in Worte fassen? So genau weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, was ich dort machen will. Einfach das, was ich hier auch tue. Zur Schule gehen, in einer Familie leben, faulenzen, essen, eben das, was ich den ganzen Tag hier in Deutschland mache.
Die Reaktionen waren ziemlich geteilt. Manche waren von Anfang an total begeistert und haben sich riesig für mich gefreut. Andere waren geschockt und durchlöcherten mich mit Fragen und Vorwürfen.
Nochmal andere googelten zuerst einmal das Land Uruguay, denn allzu bekannt ist dies ja nicht. Aus der Fußball- WM werden es vielleicht einige kennen. Aber: Wo liegt Uruguay? Welche Sprache sprechen sie dort? Oder: Warum gehst du ausgerechnet nach Uruguay?
Ich beantworte nun einfach mal die oben genannten Fragen. Uruguay liegt nicht in Afrika (liebe Tante) und ist auch nicht mit dem Land Uganda zu vergleichen. Uruguay grenzt südlich an die Grenze Brasiliens und an die östliche Grenze Argentiniens. Ich stelle unten lieber noch einmal einen kleinen Überblick rein, damit ihr euch das genau vorstellen könnt.
Uruguayisch sprechen sie dort auch nicht. Spanisch ist die Landessprache von Uruguay. Ich lerne Spanisch seit 2 Semestern in der Volkshochschule und beherrsche ungefähr die Grundlagen. Keine Ahnung, ob ich dort überhaupt etwas verstehen werde. Als ich letztens in einem spanischen Restaurant war, war ich echt stolz auf mich, dass ich fast alles verstanden hatte. Man kann sich ja auch noch mithilfe von Zeichensprache und Spanischfetzen verständigen.
Warum ich nach Uruguay gehe... Eine so simple Frage, aber für mich irgendwie schwer in Worte zu fassen.
Zuerst hatte ich den Wunsch, wie so viele andere Jugendliche auch, ein Jahr in den USA zu verbringen. Mit diesem Wunsch fuhren meine Schwester, meine Mutter und ich zur Jugend- und Bildungsmesse nach Münster, um uns mal schlau zu machen. Dort wurde mein Wunsch gefestigt und ich kam mit Unmengen von Broschüren, Taschen, Bleistiften und Schlüsselanhängern nach Hause. Von da an stand mein Wunsch fest: Ich will ins Ausland! Auf der Messe wurde ich noch auf andere Länder aufmerksam. Ich wollte mir ein Land aussuchen, bei dem ich mich sicher fühle und mit dem ich mich voll identifizieren kann. Europa? Wenn schon weg, dann auch richtig weit entfernt. Sonst habe ich immer das Gefühl, dass ich schnell nach Hause fahren kann. Asien? Hat mich einfach überhaupt nicht interessiert und gereizt. Nordamerika? Zu langweilig! Afrika? Vieeeeeeeel zu gefährlich (laut meiner Mutter). Südamerika? Ja, warum nicht? Ich wusste bis dahin echt nicht viel über diesen Kontinent. Höchstens, dass die schönen Frauen dort richtig gut tanzen können, dass der Karneval echt groß gefeiert wird und dass die Menschen dort sehr lebensfroh sein sollen. Klingt doch eigentlich ansprechend, oder? Wochen des Internetsurfens und Erkundigen folgten. "Südamerika!" Je mehr ich davon las, desto besser gefiel es mir. Mir wurde klar, mit dieser Kultur und diesen Menschen wollte ich mich auseinandersetzen! Ich sprach sehr viel mit ehemaligen Austauschschülern auf den verschiedensten Messen, die mir viel zu den einzelnen Ländern erzählen konnten. Und so kam es, dass ich bei meiner Bewerbung als Erstwunsch Uruguay ankreuzte. Bei Chile, Costa Rica, Argentinien, Brasilien setzte ich ebenfalls ein kleines Kreuzchen.
Uruguay war deshalb so weit vorne, weil es eines der sichersten Länder war und einfach total "gechillt" sein sollte. Die Leute sollen dort besonders locker sein und wer kennt schon das Land Uruguay genau?
Ich konnte es kaum glauben, als mir mein Vater den Satz vorlas: Liebe Annika, wir freuen uns sehr, Dir mitteilen zu können, dass wir Dir für das Programm Uruguay einen Platz reservieren können.
Ein paar Freudenschreie, Heulattacken und wieder Freudenschreie rief ich erstmal meine Mutter, meine Schwester und alle meine Freunde, die ich in meinem Handy abgespeichert hatte, an. Im Nachhinein keine gute Idee, denn wenn man bedenkt, dass ich mich zu der Zeit in Spanien befand, kann man sich die (hohen) Telefonkosten schon vorstellen..
Apropos Geld: Die Frage der Finanzierung des Austauschjahres schwebte und nervte mich immer wieder im Hinterkopf. Denn 7.300 Euro zahlt man nicht einfach so einmal aus der Tasche. Mir war von Vornerein klar, dass ich mich um Stipendien kümmern musste. Sätze wie: "Mama, ich gebe meine ganzen Ersparnisse dazu und wünsche mir zu Konfirmation, zum Geburtstag und zu Weihnachten nur Geld!" konnte man in unserem Haus zu dieser Zeit echt häufig hören. Ich bewarb mich bei allen möglichen Stipendien, bei denen ich Chancen hatte. Das war der Nachteil an Südamerika, ich konnte mich nur für eine handvoll Stipendien bewerben. Für die USA, für (Süd-)Osteuropa und für zahlreiche andere Länder häuften sich nur so die Stipendienangebote, aber für Südamerika wurde echt wenig angeboten. Aber ich machte das Beste daraus. Stipendienfinder im Internet halfen mir bei meiner Suche. Natürlich erledigte ich das alles auf den letzten Drücker, denn die über 8 Monate zuvor konnte ich meinen inneren Schweinehund einfach nicht überwinden. Einen ansprechenden Bericht über mich selbst, bei denen ich ganze 9 computergetippte Seiten schrieb, musste auch noch her. Einen Tag vor der Abmeldefrist des Stipendiums von Weltweiser schmiss ich noch die Post höchstpersönlich ein und hoffte auf eine Zusage. Nach einem Auswahlgespräch erhielt ich dann die Nachricht, dass ich doch tatsächlich ein Taschengeldstipendium im Wert von 1.650 Euro erhalten hatte! Noch dazu kam ein weiteres Stipendium von 600 Euro! Mir fiel echt ein Stein vom Herzen und jetzt konnte mir nichts mehr im Weg stehen!
Uruguay sollte es also sein. Kaum zu glauben, dass dies schon über ein Jahr her ist. Am 30.Juni 2012 hatte ich mein Auswahlgespräch in Düsseldorf, heute ist der 21.07.2013: Noch 25 Tage bis zum Flug!


Die geographische Lage Uruguays

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